SU XINPING
Ausstellungseröffnung:
Samstag, 21. September 2019, 17:00 Uhr
Eröffnungsredner:
Christoph Jansen
Bezirksbürgermeister von Bad Godesberg
Chen Jianyang
Botschaftsrat für Kultur der chinesischen Botschaft, Berlin
Ren Rong
Kunstraum Villa Friede
Prof. Dr. Beate Reifenscheid
Kurator
Ausstellungsdauer: 21. September - 27. Oktober 2019

SU XINPING
1960 geboren in der Mongolei
1977 Wehrdienst
1983 Abschluss Bildende Kunst an der Tianjin Academy of Fine Arts
1983-1986 Lehrrolle an der Inner Mongolia Normal University, Dept. of Fine Arts
1989 Abschluss an der Central Academy of Fine Arts, Master Degree
derzeit Vize-Präsident, Professor, Doktorvater, CAFA
EINZELAUSSTELLUNGEN (Auswahl ab 2013)
2019
"Su Xinping", Beijing Minsheng Art Museum, Beijing, China
2017
"Fictional Reality: Su Xinping Works", United Art Museum, Wuhan, China
2016
"Horizon: Su Xinping Solo Exhibition", Hui Art Space, Beijing, China
2015
"The Solemn Landscape: Su Xinping Solo Exhibition", Guangdong Museum of Art & FM Art Space, Guangzhou, China
"Su Xinping: Along the Way", Museum of Contemporary Art of CAA., Hangzhou, China
2014
"Su Xinping: From Surrealism to Automaticism", Museum of Luxun Academy of Fine Arts, Shenyang, China
2013
"Walking Swiftly - Su Xinping Solo Exhibition", Meilun Art Gallery, Changsha, China
"Pending- Su Xinping Solo Exhibition", Today Art Museum, Beijing, China
"Pending- Su Xinping Solo Exhibition", The Art Museum of Nanjing University of the Arts, Nanjing, China
SU XINPING - Idealisierung und Dichotomisierung einer Landschaft
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Su Xinping hat sich sehr früh innerhalb seiner künstlerischen Laufbahn sowohl mit der Zeichnung als auch mit der Druckgrafik befasst. Zeichnung und Druckgrafik sind vom gleichen intensiven Erscheinungscharakter bei ihm. Für chinesische Künstler ist dies weit weniger selbstverständlich als für westliche Zeitgenossen, da bis tief ins 20. Jahrhundert vor allem die Tuschmalerei die einzige bedeutende Ausdrucksform darstellte. Neben ihr existierte nur die populäre Druckgrafik und bereits in ersten Anfängen die Ölmalerei. Sowohl in der Zeichnung als auch in der Grafik entfaltet Su Xinping große Souveränität durch sein feinmaschiges Liniengerüst. Oftmals komponiert er Stichlage neben Strichlage, in langgezogenen Linien, die er parallelisiert. In seinen an Giorgio de Chirico erinnernden Landschaften und Räumen entwirft er auratische Szenerien voll ungelöster Rätsel und eine schattenreiche Welt voller Isolation und Einsamkeit. Es sind düstere Perspektiven in dieser Zeit Anfang der 1990er Jahre, in denen sich die Enge der Räume symbolisch auf die Menschen überträgt, die ihrerseits keine Handlungsspielräume sehen. Die Räume werden zu steinernen Gefängnissen und selbst die wenigen Tiere, die er zeichnet, erweisen sich als hinter Gittern gefangen oder im Arbeitstrott eingekerkert und entkräftet. Es ist ein Abgesang auf eine Gesellschaft am Abgrund und in absoluter Ausweglosigkeit. Su Xinping ist mit dieser Haltung nicht allein, denn gerade die junge Generation, die als erste nach der Öffnung Chinas auf die Bühne der internationalen Wahrnehmung und Würdigung tritt, erscheint damals laut, frech und ungewohnt an Pop-Art wie auch an westlichem Konsum orientiert zu sein. Die Nuancen einer kritischen Haltung gegenüber einer sich weltpolitisch stark wandelnden Gemeinschaft, der Befragung der eigenen chinesischen Wurzeln und zugleich der Wahrnehmung der enormen Veränderungen, die China selbst durchläuft, werden auf den ersten Blick gar nicht so deutlich bewertet. Zu sehr ist der Westen überrascht, diese neuen Ausdrucksformen zu sehen. Es überwog die scheinbare Orientierung an der internationalen Kunstszene, die Überwindung des sozialistischen Realismus und den auf Propagandakunst abhebenden Malstil. Aber interessanterweise sind auch diese Künstler – wie zum Beispiel Fang Lijun, Yue Minyun, Liu Xioadong, Wang Wangyi – nicht ausschließlich an reinem Kopieren westlicher Stile interessiert, sondern an einer kritisch reflektierenden Haltung gegenüber der eigenen Kunstanschauung, einer zweckgerichteten Malerei und den sich immer deutlicher abzeichnenden sozialen Folgen der großen Transformation innerhalb der eigenen Gesellschaft. Männliche Dominanz, Herrschaftsgebahren, Negierung individueller Befindlichkeiten, die geforderte Bereitschaft stets funktionieren zu müssen.
Su Xinping ist in seinen neuesten Zeichnungen zurückgekehrt zu einer vermeintlich sehr klassischen Landschaftsauffassung. Mosaikartig fügt er quadratische Papierformate aneinander und lässt ebenso weite Naturprospekte erscheinen wie auch Bergmassive. Die Anmutung an die klassische Shan-Shui-Malerei drängt sich unweigerlich auf, da sowohl reine Landschaft als auch die Gebirgsformationen wie aus dem Nichts auftauchen, fließend zu kommen und zu verschwinden scheinen. Sie wirken dabei ebenso präsent wie auch ungreifbar. Ihre Gegenwart ist die einer Vision, nicht die einer wirklichen Gegebenheit. Dass wiederum entsteht aus mehreren, ausgesprochen spannenden Komponenten bildnerischen Denkens und ist zugleich ein inhaltsreiches Final über unsere eigene Welt.
Indem Su Xinping seine Zeichnungen von großen Landschaftsprospekten entwirft und dabei vermeintlich an die von Fantasie und Faszination überbordenden Landschaftsgemälde des Barock anknüpft, diminuiert er vielmehr Landschaft in kleinste Abschnitte und Segmente. Vergleichbar den frühen Zeichnungen der 1990er Jahre zieht er auch hier Linie neben Linie, dünn, mal anschwellender, aber doch meistens relativ zart, wobei der Schraffuren, die sich überlagern, vermeidet. Blatt für Blatt entwirft Su Xinping eine vollkommen abstrakte Entität, ein in sich geschlossenes System aus Schraffen und Linienspuren. Keines der Blätter entwickelt für sich die Einheit eines landschaftlichen Kontinuums. Vielmehr entsteht dieses paradoxerweise erst in der Kombination der Blätter mit und zu einander. In der Anschauung entsteht auf distanzierte Sicht hin das, was sich schließlich als Einheit lesen und verstehen läßt. Bei näherer Betrachtung entzieht sich diese Bildwirklichkeit jedoch augenblicklich und erweist sich als Trugschluss. Nicht nur die einzelnen Blätter sind Teil eines Bildganzen, sondern auch die jeweilige Linie selbst. Wie aus Abertausenden von Linien fügt sich erst sukzessive der bildnerische Kosmos.
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Zitat aus "Idealisierung und Dichotomisierung einer Landschaft"
von Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Direktorin des Ludwig Museums Koblenz
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